Verjüngungskur macht optimistisch

Foto: Simon Hofmann

Handballer vor der Saison: Drittligist TVG Großsachsen muss viele junge Spieker integrieren, will aber mit ausgeglichenerem Kader im vorderen Mittelfeld landen

Der TVG Großsachsen leistet sich die lange nötige Verjüngungskur: Vom 27-jährigen Torhüter Henrik Richter (HSG Fürth/Krumbach) einmal abgesehen, sind die neuen Spieler zwischen 18 und 24 Jahren jung. Die sechs neuen sollen die Abgänge verdienter – und teilweise leider auch verletzter – Spieler kompensieren. Auch wenn Thomas Zahn, Sportlicher Leiter des Handball-Drittligisten, für Geduld wirbt: „Die Jungen werden ihre Zeit brauchen. Und die werden sie bei uns auch bekommen. Wir haben unseren Kader mit perspektivischen Spielern aus unteren Klassen ergänzt. Abgehalfterte Zweitliga-Spieler, die noch ein bisschen Geld verdienen wollen, können wir uns weder leisten, noch würden sie nach Großsachsen passen.“

Der TVG ist optimistisch, dass der Saasemer Weg, der vor allem das Mannschaftsgefüge in den Vordergrund stellt, auch dieses Mal aufgehen wird. Und man ist sogar so optimistisch, dass das Saisonziel über den obligatorischen Klassenerhalt hinausgeht. „Mit den ersten fünf, sechs Mannschaften werden wir nicht mithalten können. Aber wenn alles gut läuft, können wir uns dahinter einordnen“, sagt TVG-Trainer Stefan Pohl. Der sieht die Favoritenrolle nach „Geldrangliste“ verteilt. TV Großwallstadt, SG Nußloch und HSG Hanau sieht er ganz vorne. „Aber auch der SG Leutershausen traue ich einiges zu.“

In Großsachsen wird wieder einmal viel davon abhängen, wie sich die Verletztenliste darstellt. Und da sieht es schon fast traditionell nicht gut aus. Beim Edeka-Cup fielen Michéll Hildebrandt und Jan Straub nach Schlägen auf Hals und Kopf aus. Die Kreisläufer Simon Reisig und Philipp Ulrich konnten auch kein volles Turnier spielen und Torhüter Pascal Boudgoust fällt mit einem Muskelriss noch wochenlang aus. Das Spiel um Platz drei konnte der TVG so nicht austragen und überließ Gastgeber Heddesheim den Platz im kleinen Finale.

Die Torhüterposition bekleidet derzeit also nur Henrik Richter, der aus der hessischen Landesliga zum TVG kam. „Von ihm verspreche ich mir wirklich viel“, sagt Thomas Zahn. Wie auch von Benedikt Meiser, der gerade mit den Rhein-Neckar-Junglöwen deutscher A-Jugend-Vizemeister wurde, und Jan Triebskorn im rechten Rückraum entlasten soll. Philipp Schulz wird auf der linken Seite in seiner Abschiedssaison von Max Kehlenbach unterstützt. „Er ist ein super Typ à la Triebskorn“, sagt sein Trainer Stefan Pohl. Und auch vom Spielverständnis des jungen Timo Zehrbach ist er überzeugt. „Er ist etwas größer als Dymal Kernaja, der nun noch mehr in die Verantwortung rücken wird. Ich hoffe, dass wir so etwas unberechenbarer werden in dieser Runde. Und etwas breiter aufgestellt sind. Der Abstand zwischen erster Sieben und den Ergänzungsspielern ist nicht mehr so groß.“

Aber auch wenn der Kader homogener wurde, Stammspieler wie Reisig, Ulrich und Triebskorn sind weiterhin sehr verletzungsanfällig. Auch Denny Purucker und Marius Schneider fehlen nach ihren Knieverletzungen noch Spielpraxis. Schneider ist zudem in absehbarer Zeit der letzte Spieler, der als Eigengewächs in den Erstmannschaftskader rückt, da die HG Saase weder eine A- noch eine B-Jugend in den Spielbetrieb schicken kann. Die Verantwortung im Tor liegt in den ersten Spielen allein auf Henrik Richter. Der TVG wird mit seinem traditionell bei 200 000 Euro liegenden Etat also wieder auf Stimmung, Teamgeist sowie die Unterstützung der Sachsenhalle angewiesen sein. „Wir leben von unserer familiären Atmosphäre. Wer technisch feinen Handball sehen möchte, der muss zu den Löwen oder nach Friesenheim gehen. Bei uns gibt es Kampf und Emotion“, sagt Pohl.

Wer die Saasemer als Kapitän anführen wird, das hat der Coach noch nicht festgelegt. „Die Hierarchie muss sich in der Vorbereitung noch entwickeln.“ Gleich sechs Zugänge – und noch dazu noch so junge – hatte der TVG schon lange nicht mehr zu integrieren. Doch die Zeitenwende ist längst fällig in Saase, die Belastung in der attraktiven Mittestaffel der 3. Liga ist hoch. „Menschlich passen die Neuen hundertprozentig. Sportlich müssen sie sich beweisen“, sagt Thomas Zahn. Und hofft, dass seine Verjüngungskur keine zu großen Sorgenfalten hinterlässt. [AT]

Zugänge: Maximilian Kehlenbach (TV Büttelborn), Benedikt Meiser (Junglöwen A-Jugend), Henrik Richter (HSG Fürth/Krumbach), Marius Schneider (TVG Großsachsen II), Timo Zehrbach (TSG Wiesloch), Dymal Kernaja (TSV Am. Viernheim).
Abgänge: Jan Grammel, Marco Sitter (beide Ziel unbekannt), Jonas Gunst (Karriereende), Philipp Gunst (Pause), Simon Spilger (TSV Birkenau), Robin Unger (TSV Amicitia Viernheim).
Der Kader: Tor: Pascal Boudgoust, Henrik Richter; Rückraum: Dymal Kernaja, Timo Zehrbach, Denny Purucker, Benedikt Meiser, Jan Triebskorn, Philipp Schulz, Jan Straub, Maximilian Kehlenbach, Kreis: Philipp Ulrich, Simon Reisig, Außen: Marius Schneider, Michéll Hildebrandt, Johannes Kadel, Patrick Buschsieper.
Trainer: Stefan Pohl. Torwart-Trainer: Harald Wisser.
Saisonziel: guter Mittelplatz.
Favoriten: SG Nußloch, TV Großwallstadt, HSG Hanau, SG Leutershausen.

[Zum Originalartikel unseres Medienpartners Rhein-Neckar-Zeitung]