Richter hat in 3. Liga alles im Griff

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TVG Großsachsen – HC Elbflorenz 26:20 (14:9)

Der Mann ist groß. 1,99 Meter sind Gardemaß für einen Keeper im Handball. Selbst im Fallen füllt Henrik Richter noch das halbe Tor aus. Am Samstag bissen sich die Angreifer des HC Elbflorenz II die Zähne an dem Mann aus, der in der vergangenen Saison noch zwei Klassen tiefer spielte. 26:20 (14:9) besiegte Richters neuer Verein, der TVG Großsachsen, die Dresdener zum Auftakt der 3. Handball-Bundesliga. Mit 20 Paraden wurde der Mann, der von der HSG Fürth/Krumbach an die Bergstraße gewechselt war, zum Matchwinner.

Größter Unterschied von der hessischen Landesliga Süd in die dritthöchste deutsche Handball-Liga: „Eine ganz andere Intensität. Und der Druck ist enorm. Ich muss mich auf die Abwehr verlassen können und die Abwehr sich auf mich. Das hat heute super geklappt“, sagt der Mann, der den Kopf einziehen muss, wenn er auf der Linie steht. Doch da stand der 27-Jährige in der Sachsenhalle selten. Sehr zum Leidwesen des HC Elbflorenz um dessen Spielmacher Eric Meinhardt, in der vergangenen Saison noch Top-Spieler der 2. Bundesliga und Kapitän beim EHV Aue. Auch der Ex-Profi versuchte sich vergeblich, vergab zweimal von der Siebenmeterlinie. Insgesamt versemmelten die Sachsen in der Sachsenhalle vier von sechs Strafwürfen. Richter war vorbereitet: „Ich hatte auch in Fürth schon Wurfbilder der Schützen. Aber in den unteren Klassen ist das im Endeffekt eher ein Gewurstel, hier ist alles klarer. Aber auch intensiver. Vor allem das Training.“

TVG-Trainer Stefan Pohl nahm es mit einem Augenzwinkern. „Ja, die Vorbereitung war sehr intensiv. Wir werden jetzt schauen, dass wir wieder auf normales Niveau zurückschrauben.“ Doch der Einsatz scheint sich gelohnt zu haben. Das Zusammenspiel Abwehr mit Torhüter klappte bestens, die Entscheidung des Coachs, auf eine defensivere Deckungsvariante umzusteigen, zahlte sich aus. Das Zentrum machten Jan Straub und Philipp Ulrich dicht. Richter, mit starkem Stellungsspiel bei Würfen von den Außenpositionen, erledigte den Rest.

Neben dem Fürther im Tor machte ein weiterer Neu-Saasemer von sich reden. Vom TV Büttelborn, ebenfalls aus der hessischen Landesliga, kam Maximilian Kehlenbach. Der 22-Jährige zeigte bereits im ersten Pflichtspiel für Großsachsen, dass er zu Höherem berufen ist. Mit starken 1:1-Aktionen ergänzt er im linken Rückraum perfekt Philipp Schulz, der sich mit Würfen fern der Neunmeter-Linie wohler fühlt und dabei am Samstag eine ebenso gute Quote hatte.

„Wir sind ziemlich flexibel, haben ja auch noch ‚Zottel‘ Jan Straub, der in der Abwehr super gearbeitet hat. Alle Spieler haben heute einen Topjob gemacht. Wenn wir 100 Prozent geben und uns als Team zeigen, dann wird es schwer für den Gegner“, sagt Kehlenbach, der nicht als Kabinen-DJ für neue Töne sorgt im TVG-Team. Da konnte es sich Großsachsens neuer Kapitän Jan Triebskorn sogar leisten, bei zehn Versuchen nur dreimal zu treffen.

Reisig bricht sich den Finger

Einziger Wermutstropfen: Simon Reisig erlitt bei einer Abwehraktion gegen den Dresdener Nico Cornelius einen offenen Fingerbruch. Ausgerechnet auf der Position, die TVG-Trainer Stefan Pohl Sorgen bereitet. Mit Reisig und Philipp Ulrich hat Großsachsen da zwei Spieler, die aufgrund ihres in Abwehr und Angriff körperbetonten Spiels keine 60 Minuten durchackern müssen.

Die Saasemer sind in ihrem Spiel durchaus flexibler geworden, das müssen sie auch sein. Schon in Northeim am Samstag wird ein zweiter Kreisläufer gesucht. „Wir haben ein knackiges Auftaktprogramm. Der Sieg heute war da eigentlich Pflicht“, will Stefan Pohl den Sieg nicht allzu hoch hängen. Trotzdem war es der beste Saisonauftakt des TVG seit Jahren. [AT/WNOZ]


TVG Großsachsen: Richter, Merkel (n.e.); Kernaja (1), Zehrbach, Meiser (1), Triebskorn (3), Schulz (6), Kadel, Straub, Kehlenbach (5), Reisig (1), Buschsieper (5/2), Hildebrandt (39, Ulrich (1).

HC Elbflorenz II: Prager (31. – 35.), Vogt (ab 34.), Mohs (bis 30.); Weinand (1), Kleinert (1), Noguchi (19, Emanuel (4), Boese (3), Cornelius (2), Meinhardt (3/1), Cal (3), Burmeister, Viehweger, Wellner, Große (1/1), Arend.

Schiedsrichter: Bendel/Schulte-Coerne (Wickede/Dorstfeld)
Siebenmeter: 3/2:6/4.   /   Zeitstrafen: 4:2 Minuten.  /   Ballverluste: 13:12.   /   Fehlwürfe: 23::27.
Paraden: Richter 20 – Prager 1, Vogt 2, Mohs 9
Beste Spieler: Richter, Kehlenbach, Schulz, Straub, Ulrich – keiner.
Spielfilm: 1:2, 3:2, 5:5, 8:5, 8:7, 11:7, 13:8, 14:9; 17:10, 17:13, 19:14, 22:14, 22:17, 24:17, 26:18, 26:20.
Zuschauer: 400


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